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Neufundland II

Immer mit Blick auf das Meer geht unsere Fahrt weiter Richtung Westen. Als wir den Terra Nova Nationalpark erreichen sind wir unschlüssig, ob wir bleiben sollen, eine Wanderung machen oder überhaupt. Das Wetter ist nicht so schön, wir entscheiden uns zum Weiterfahren.

Am nächsten Tag treffen wir in Twillingate ein, ein etwas grösserer Ort mit ca. 3‘000 Einwohnern. Aber auch hier halten wir nicht an, sondern fahren direkt an die Sleepy Cove, wo wir ein herrliches Plätzchen finden. Wir montieren die Wanderschuhe und marschieren einige Kilometer bis zum Lighthouse. Es ist wunderschön, wir beobachten wieder Basstölpel beim Fischen und halten vergeblich nach Walen Ausschau, könnte ja sein, dass noch einer hier ist.

Gros Morne Nationalpark

Über Lewisporte, Grand Falls-Windsor und Deer Lake treffen wir am Montag im Gros Morne Nationalpark ein. Dieser Park gehört gemäss unserem Reiseführer zu den Höhepunkten einer Neufundlandreise, zählt zu den landschaftlich reizvollsten Gegenden Nordamerikas und steht seit 1988 zum UNESCO-Weltnaturerbe.

 

Zehn Tage verbringen wir in dieser einzigartigen Umgebung und sind begeistert. Natürlich spielt das Wetter mit, die Wälder färben sich langsam aber sicher in die für Kanada so bekannten Herbstfarben und wir wandern so ziemlich jeden Wanderweg und sehen daher den Park auch von oben!

Zwei Wanderungen zählen bestimmt zu den absolut schönsten auf unserer Reise – und überhaupt!

 

Der Tablelands Trail ist ein sogenannter Off-Trail, d. h. der Weg ist nicht markiert. Mit Kompass und detaillierter Karte starten wir nicht so früh morgens, wie wir eigentlich wollten. Dafür ist es schon etwas wärmer. Die Rangerin gab uns den Tipp, dem Fluss auf der linken Seite zu folgen, dies sei einfacher. Zuerst müssen wir aber eine Stelle finden, wo der Fluss überquerbar ist – er führt ziemlich viel Wasser. Aber wir schaffen es mit trockenen Schuhen rüberzukommen. Ganz alleine sind wir unterwegs, weit

und breit kein Mensch. Der Weg führt uns über grosse Steine aufwärts, zwischendurch recht steil. Nach ca. 2h sind wir oben angekommen, machen Mittagspause und stärken uns (und machen einen folgenschweren Fehler, aber dazu später). Auch auf dem Tablelands führt der Weg nur über grosse Steine, wir kommen nur sehr langsam vorwärts, aber die Aussicht ist grandios! Die Überquerung dauert recht lange und nun gilt es, den richtigen Weg hinunter zu finden. Der Abstieg hat es auch in sich, aber nach 12km und 6 ¼ Stunden später sind wir glücklich und zufrieden beim Auto retour.

 

Am nächsten Nachmittag merken wir, dass unser kleines schwarzes Täschchen mit Geld, Kreditkarte und den Zweitschlüsseln fürs Auto verschwunden ist. Oh nein! Beide wissen wir nach kurzer Zeit, dass es neben dem Rucksack lag, als wir am Tag vorher zu Mittag gegessen haben. Also oben auf dem Tablelands! Super. Schnell ist klar, dass ich unmöglich heute nochmals dort hinauf kann, mein Knie schmerzt noch zu sehr vom gestrigen Abstieg. Also macht man(n) sich alleine auf den Weg, sind ja nur etwa 10km (gleicher Weg wieder zurück). Nach rekordverdächtigen 3 ½ Stunden und mit dem Täschchen ist er kurz vor dem Eindunkeln zum Glück wieder zurück beim Auto. Ui, gut gemacht!

Zwei Tage später machen wir uns auf den Gros Morne Mountain Trail - vier Kilometer geht es durch Wald und über Wiesen, bis wir unten am Berg Gros Morne stehen. Oha, hier rauf also. Sieht recht steil aus von unten – und, da steht doch tatsächlich ein Elchmännchen mitten auf dem Weg! Zwei Frauen kommen uns bereits entgegen, sie sind umgekehrt, da der Elch sich anscheinend nicht von der Stelle rührt. Der ist wirklich riesig und mit Elchen ist nicht zu spassen. Also warten wir und warten…Wir wollen doch jetzt da rauf. Endlich, nach etwa einer halben Stunde trudelt er langsam und gemächlich in eine andere Richtung. Na dann, danke Herr Elch! Somit steht unserem Aufstieg nichts mehr im Wege und wir kraxeln den zwischendurch fast überhängenden Berg hoch – und erleben oben wieder eine absolut grandiose Aussicht. Und wir sind praktisch ganz alleine, nur noch zwei andere Wanderer gesellen sich zu uns und geniessen das schöne Wetter. Wir plaudern kurze Zeit, bevor wir uns wieder auf den Abstieg machen, welcher nicht so schlimm wie gedacht ist und sich nicht so steil nach unten windet.

 

Beim Auto angekommen trinken wir ein verdientes kühles Bier und auch Shannon und Robert treffen ein. Sie sind aus der Nähe von Halifax und laden uns spontan für den letzten Sonntag unserer Reise zu sich nach Hause ein – wir dürfen dann auch gleich bei ihnen in der Einfahrt übernachten. Das sind sie, die Kanadier. So grosszügig, freundlich und spontan. Wir freuen uns auf den Sonntag!

Zuerst erkunden wir jedoch noch den Südwesten Neufundlands, wobei wir die Stadt Corner Brook links liegen lassen und direkt raus auf den nächsten Zipfel fahren. Der Blow me down Provincial Park ist leider schon geschlossen, etwas weiter jedoch befindet sich die Bottle Cove, wo wir einen sehr schönen Platz finden. Mein Mann leidet etwas an Bewegungsdrang und startet gleich zur Wanderung, welche vom Parkplatz aus startet. Ich mag grad nicht mehr, brauche mal eine Pause. Da der Weg aber nicht ein 4km Loop ist, sondern 4km hin und 4km zurück sind, dauert der Spaziergang etwas länger als gedacht und ziemlich müde kommt jemand zwei Stunden später zurück!

In Cape St. George, dem nächsten Meeresarm, verbringen wir Stunden mit dem beobachten von Basstölpeln und – wir sehen sogar Minkwale! Oh wow, sehr schön!

Am Samstag, also heute, wollten wir die Fähre zurück nach Nova Scotia nehmen, wegen Sturm fährt sie jedoch nicht. Hoffen wir, dass sie uns morgen wieder aufs Festland bringt – obwohl, wir könnten noch ewig hier bleiben, Neufundland ist so schön und ganz sicher ein absolutes Highlight unserer Reise! Wir sind in drei Wochen 3‘000 Kilometer gefahren und haben, auf einer Insel, wo man sagt, dass es 14 Monate im Jahr regnet, ganz vier Regentage erlebt!

 

Das ist bereits einer der letzten Blogeinträge – unglaublich, aber wahr. Und da das so ist, freuen wir uns über ganz viele Grüsse, Kommentare oder Gästebucheinträge von eurer Seite!! Daaaanke!

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Kommentare: 4
  • #1

    Wolfgang & Barbara Schriddels (Sonntag, 11 Oktober 2015 21:28)

    Nein nein, kein Ende bitte, wir wollen auf Eure Reiseberichte nicht verzichten, hat wirklich alles ein Ende? Wie lange ist es her das wir uns am Kluane Lake begegnet sind? Es ist schon fast 16 Monate her und es kommt uns vor als wäre es gestern gewesen. Wir wollen immer mehr und so starten wir am 20. November mit unseren nächsten zweieinhalb Reisejahren. Wie immer wissen wir noch nicht wo wir hinwollen und so leben wir weiter nach dem Rheinischen Grundgesetz ``Wat küt dat küt`` Lasst es Euch gut gehen, mögen alle Eure Wünsche in Erfüllung gehen.

    Wolfgang & Barbara

  • #2

    Bärbäli (Montag, 12 Oktober 2015 03:13)

    ...genau. Nein, nein und nochmals nein. Ist es tatsächlich vorbei? Meine 'Wenn-Nachts-Wachliege-Lektüre' zu ende? Es sind wunderbare Berichte, traumhafte Bilder. Danke! Ich wünsche euch, dass der Abschied nicht all zu schwer fällt...ihr euch auf das schweizer Ländle trotzdem bitzli freuen könnt, ist ein gutes Ländle um heimzukehren...und euch die Heimreise auch noch gut gelingt! Und äbä: Nach einer Reise kann auch immer wieder vor einer Reise sein! Ich freue mich natürlich sehr auf ein Wiedersehen! Herzlich B.

  • #3

    chantal (Montag, 12 Oktober 2015 07:58)

    Ihr Lieben. Die Reise geht weiter.... Das Busli kennt von St.Gallen aus alle Himmelsrichtungen. Nur bitzeli Batzeli verdienen und einsteigen, weiter gehts....
    Gibt es in Eurem Leben noch Kalender mit Daten und Tageszeiten? Falls ja:
    Wann kommt Ihr ungefähr in Mitteleuropa an? Datum, Zeit, Flugnummer! ;)
    Big Hug
    chantal

  • #4

    Sabine (Sonntag, 18 Oktober 2015 17:18)

    ...auch ich werde eure schönen Berichte vermissen! Lasst's euch noch so richtig gut gehen in den letzten Reisetagen!!! Und einen 'sanften' Einstieg zurück in der Schweiz wünsch ich euch.